Die von Magna Mirrors angekündigte Schließung des Standortes Dorfprozelten mit rund 450 Beschäftigten ist vom Tisch. Nach langen und intensiven Verhandlungen haben die IG Metall und das Unternehmen in einem Eckpunktepapier eine Standortsicherung bis mindestens Ende 2028 vereinbart. Durch neue Technologien, weitere Produkte und mehrere Folgeaufträge wird eine Fortführung des Standortes mit mindestens 250 Beschäftigten sichergestellt. Die IG Metall-Mitglieder im Betrieb haben das Verhandlungsergebnis mit großer Zustimmung bestätigt.
Percy Scheidler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg und Verhandlungsführer, sagt: „Mit dem Widerstand und den Aktionen der Belegschaft gegen die Standortschließung und mit der Unterstützung der regionalen und auch bayerischen Politik ist es uns gelungen, beim Magna-Management ein Umdenken herbeizuführen. Für die Beschäftigten und die gesamte Region am bayerischen Untermain ist es enorm wichtig, dass der Standort mit Arbeitsplätzen, gutem Einkommen und Zukunftsperspektiven nun für die nächsten Jahre gesichert weiterentwickelt wird.“ Das Magna-Werk ist einer der größten Arbeitgeber der Region.
Das Magna-Management hatte im März angekündigt, den Standort Dorfprozelten bis Mitte 2025 komplett zu schließen, obwohl dort Zukunftsprodukte für die Automobilindustrie hergestellt werden. Die Konzernleitung in Kanada hatte entschieden, die Produktion in Billiglohnländer zu verlagern. Die IG Metall Aschaffenburg organisierte mit der Belegschaft mehrere Aktionen, Warnstreiks und einen regionalen Zulieferer-Aktionstag. Sie stellte Tarifforderungen, machte Alternativvorschläge zur Standortfortführung und initiierte mit der regionalen Politik einen „Runden Tisch zur Arbeitsplatzsicherung in der Automobilzulieferindustrie“. Ohne die nun erfolgte Einigung auf das Verhandlungsergebnis hätte eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik bei Magna unmittelbar bevorgestanden.
Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: „Am Ende waren alle Akteure bereit, gemeinsam eine gute und vernünftige Lösung zu finden. Als IG Metall wollen wir immer frühzeitig mit den Unternehmen in Gespräche über Perspektiven für Beschäftigte und Standorte kommen. Wir wollen nicht überall erst mit Streik drohen müssen, um eine Bereitschaft herzustellen. Aber wir werden das auch in Zukunft wieder tun, wo es nötig ist.“
Das belastbare Fortführungskonzept sichert nun weitere Investitionen für den Umbau auf neue Technologien und Produktion. Der Personalumbau wird begleitet von vereinbarten Freiwilligenprogrammen und Mitteln für Qualifizierung. Unter Einbeziehung der regionalen Arbeitsagentur sollen die Beschäftigten intensiv beraten und qualifiziert werden. Zudem soll das neue Instrument Qualifizierungsgeld (Transformations-Kurzarbeitergeld) zum Einsatz kommen.