Arbeitsplätze in Gefahr
Restrukturierung bei Bosch Rexroth

IG Metall Bayern bewertet Bosch Rexroths Pläne kritisch.

3. November 20163. 11. 2016


1150 Arbeitsplätze in Deutschland sollen abgebaut werden

Die Bosch Rexroth AG hat am heutigen 3. November die Beschäftigten über weitere Details ihrer Restrukturierungspläne für den Geschäftsbereich „Mobile Anwendungen“ informiert. Wie bereits bei Bekanntwerden dieser Pläne Ende Juli befürchtet, soll das Kostensenkungsprogramm über 450 Millionen Euro die angestrebten Sparziele zu wesentlichen Teilen über Stellenabbau erreichen. Der Arbeitgeber erklärte nunmehr, dass an den sechs Standorten 1150 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Zu den Standorten gehören Elchingen, Horb, Homburg, Augsfeld, Schwieberdingen und die Gießerei in Lohr. In der Gießerei in Lohr sollen 145 Arbeitsplätze abgebaut werden.

IG Metall grundsätzlich gesprächsbereit

Die IG Metall Bayern und die Betriebsräte sind angesichts des unbestrittenen Handlungsbedarfs grundsätzlich bereit, über Restrukturierungsmaßnahmen zu sprechen. Sie weisen jedoch nachdrücklich den Ansatz des Unternehmens zurück, steigendem Wettbewerbsdruck und rückläufiger Marktentwicklung pauschal mit massiven Einschnitten beim Personal zu begegnen. Der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler kritisiert derartige Pläne als kontraproduktiv: „Bei Schwierigkeiten in einem Bereich reflexartig den Rotstift an den Personalkosten anzusetzen, greift deutlich zu kurz. Auf diese Weise bekämpft man kurzfristig Symptome, aber lässt den eigentlichen Kern der Probleme unangetastet.“

Forderung nach nachhaltigem Konzept

Die IG Metall Bayern tritt stattdessen für ein strategisch nachhaltiges Konzept mit dem Ziel ein, alle Standorte des Unternehmens langfristig für die Zukunft aufzustellen. Die Arbeitnehmerseite arbeitet an entsprechenden Alternativvorschlägen und fordert von Bosch Rexroth, sämtliche in diesem Zusammenhang relevanten Informationen transparent darzustellen, erklärt Wechsler: „Die aktuellen Informationen über das Restrukturierungskonzept sind nicht umfassend genug, um zuverlässig Entscheidungen von enormer Tragweite für das gesamte Unternehmen zu treffen. Das wäre fahrlässig und würde weitere Fehlentwicklungen riskieren. Solange nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen, sind wir noch in der Informationsphase und verhandeln nicht über Verlagerungen, Stellenabbau oder sonstige Einschnitte.“

Produktivitätssteigerungen realistisch?

Offen ist zudem nach wie vor, ob die von der Arbeitgeberseite angestrebten Produktivitätssteigerungen mit dem derzeit geplanten Vorgehen überhaupt erreicht werden können. Auch für diese Beurteilung ist es unumgänglich, zuerst die tatsächlichen Ursachen der Probleme umfassend und eindeutig zu identifizieren, um sie nachhaltig angehen zu können. Wechsler fasst zusammen: „Mit Tunnelblick auf akute Schwierigkeiten in hektischen Aktionismus zu verfallen, wird der Verantwortung gegenüber dem ganzen Unternehmen und seinen Beschäftigten nicht gerecht. Wir sind bereit, an tragfähigen Lösungen mitzuarbeiten. Aber mit heißer Nadel gestrickte Einschnitte machen wir ebenso wenig mit wie Einschränkungen bei Entgelt oder sonstigen tariflichen Leistungen. In dieser Hinsicht gilt auch bei Bosch Rexroth: Die Beschäftigten zahlen nicht die Zeche für Fehler beim Management.“

Wir wollen Klarheit

Auch in Lohr nahm der Betriebsrat und die IG Metall klar Stellung zum Vorhaben der Arbeitgeberseite. Für die Gießerei muss es Klarheit darüber geben, welches Geschäftsmodell gefahren werden soll. Die Arbeitnehmervertretung möchte in Lohr das Kompetenzcenter für Guss sehen mit Verantwortlichkeiten darüber, wann, was zu welchem Preis nach außen verlagert wird. „Das gehört in die Hände vor Ort und nicht allein in einen zentralen Einkauf irgendwo“, so Betriebsratsvorsitzender Peter Urlaub.

Es ist bisher nicht nachvollziehbar, wie eine Gießerei mit zwar weniger Personal, aber ansonsten bleibender Kostenstruktur zukünftig wettbewerbsfähig sein will. Ein solches Vorgehen bringt kurzfristig Kostenentlastung, verteuert aber die restlichen Produkte und führt weiter abwärts. „Wir fordern den Willen zur grundlegenden Betrachtung und grundlegender Änderung, um langfristig die Gießerei wettbewerbsfähig zu gestalten“, so Birgit Adam von der IG Metall Aschaffenburg. Wie geht es jetzt weiter? Die Validierung durch die Berater des Betriebsrates hat erhebliche Mängel an dem Konzept der Arbeitgeber festgestellt. Dem Arbeitgeber werden die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt. Für den Betriebsrat klar, dass mit einem Arbeitsplatzabbau in diesem Umfang und ein weiter so, die Gießerei auch in Zukunft unsicher sein wird. „Wir aber wollen eine Umkehr von der jetzigen Entwicklung“, so Peter Urlaub.